Ein ganzes Waffensystem außer Dienst gestellt –

Die Ära der Schnellboote ist zu Ende

 

 

Rostock, 17.11.2016.

 

Jahrzehntelang waren die Schnellboote, liebevoll auch die „schnellen schlanken Boote“ genannt, eines der Aushängeschilder der Deutschen Marine. Doch was vor 60 Jahren seinen Einzug in die Flotte fand, hat nun ein Ende in seinem Heimathafen gefunden. Am 16. November wurden die letzten vier Schnellboote, „S 73 Hermelin“, „S 75 Zobel“, „S 76 Frettchen“ und „S 80 Hyäne“, in ihrem Warnemünde außer Dienst gestellt.

Zwischen dichtem Nebel liegen die letzten Schnellboote an der Pier, die einzige Geräuschkulisse bietet die raue See. Es soll nicht mehr lange dauern und die Schnellboote gehören der Marinegeschichte an. Aber anders als die Silhouetten der „schlanken Boote“, welche vom nebligen Dunst sanft umhüllt wurden, werden die Erinnerungen an die Zeit an Bord der „Ostseerocker“ für alle Schnellbootfahrer immer klar im Gedächtnis bleiben.

 

Ein letzter Akt

 

In den frühen Morgenstunden wurden ein letztes Mal die Wimpel und Flaggen der Boote niedergeholt. Insgesamt haben sie zwischen 300.000 und 350.000 Seemeilen zurückgelegt, davon mehr als die Hälfte in den letzten 10 Jahren. Der Kommandeur des 7. Schnellbootgeschwaders, Fregattenkapitän Jörn Rühmann, verabschiedete seine „Schützlinge“ mit einem Dank an das gesamte Geschwader: Neben unserem besonderem Geist und unserem unbändigem Willen hat uns nie die Freude an unserem Tun verlassen. Dann war es soweit: Hol nieder Flagge und Wimpel, so der Befehl der Kommandanten der letzten Schnellboote.

 

Im Anschluss an das militärische Zeremoniell fand die öffentliche Veranstaltung der Außerdienststellung statt, die durch den evangelischen Militärdekan Marcus Christ eröffnet wurde. Aktive und ehemalige Schnellbootfahrer nahmen an der Feierlichkeit teil. Aber auch der stellvertretende Inspekteur der Marine, Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, der Kommandeur des 7. Schnellbootgeschwaders, Fregattenkapitän Jörn Rühmann und der Kommandeur der Einsatzflottille 1, Flottillenadmiral Jan Christian Kaack nutzten diese Gelegenheit, sich von den letzten „Ostseerockern“ der Deutschen Marine zu verabschieden.

 

Vizeadmiral Brinkmann trat mit Wehmut an das Pult. Flottillenadmiral Kaack, Fregattenkapitän Rühmann und ich waren uns eben nicht ganz sicher, ob wir den Weg, hier auf diesen Platz, antreten sollen. Doch das Pflichtbewusstsein obsiegte gegen die Wehmut und so überbrachte Vizeadmiral Brinkmann allen Schnellbootfahrer herzliche Grüße vom Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause.

Lehnen Sie sich zurück und schließen Sie die Augen. Was folgte war die Schilderung eines Tages im Einsatz der Boote. Doch am Ende dieser Reise erreichte alle die Realität. Nächstes Seeklar … Nächstes Seeklar? Aus! Vorbei! Kein Seeklar mehr! Kein Auslaufen und passieren der Mole! Keine waiting position! Schluss mit Schnellbooten!

 

Nach dieser emotionalen Ansprache ließ der Kommandeur des 7. Schnellbootgeschwaders die Fahnenabordnung mit der Truppenflagge vortreten, entnahm das Truppenband und verhüllte diese in einem schwarzen Tuch. Mit der Verhüllung der Flagge gab der Kommandeur der Einsatzflottille 1 die Meldung an Vizeadmiral Brinkmann. Herr Vizeadmiral, ich melde das 7. Schnellbootgeschwader und damit die Schnellbootwaffe der Deutschen Marine außer Dienst gestellt.

 

Quelle: PIZ Marine